JKU Learning Center
Lernwelten vs. Arbeitswelten.
Wenn man die breiten Stufen der strahlenden Außentreppe des neuen JKU-Anbaus hinaufgeht, erwarten einen kein Betonpark oder künstlerische Skulpturen, sondern eine wild wachsende Blumenwiese, die Bienen und Studierende gleichermaßen zum Verweilen einlädt. Sie ist eingeschlossen von einer wärmespendenden Holzterrasse und den Glasfronten, die eine Rundumsicht auf das neue Learning Center der Johannes-Kepler-Universität in Linz gewähren. Von dort führen gleich mehrere Türen in das Innere des Aufstockungsbaus, mit dem ein architektonisch moderner Ort des Wohlfühlens auf dem Bibliotheksgebäude von 1984 geschaffen wurde.
Von der Arbeitswelt zur Lernwelt.
Auf einer Fläche von 1700 Quadratmetern bieten die vier quadratisch angeordneten Flügel, die auf 15 Säulen gestützt sind und über 20 Meter über das Bibliotheksgebäude hinausragen, circa 300 Studierenden Platz zum Vernetzen, Lernen und Experimentieren. Beim Betreten des Raumes fällt sofort die lichte Atmosphäre auf, die durch die offenen Blickachsen mit Durchsicht nach draußen geschaffen wird. Die unverkleidete Decke und die verglasten Außenwände öffnen den Raum und fordern dazu auf, den Blick in die Ferne schweifen zu lassen. Nach dem ersten Anschein eines Labyrinths aus Polstermöbeln und Tischen lässt sich schnell das durchdachte Zonierungskonzept erkennen und man findet sich in verschiedenen Bereichen wieder.
„Wir sind der Überzeugung, dass die Art und Weise wie gelernt wird, stark von der Umgebung – und damit den Räumen – beeinflusst wird“, ist Mag. Alexander Freischlager, Leiter des Operation Management der JKU, überzeugt. „Die Innenarchitektur schafft die notwendige Atmosphäre. Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist dabei die Einrichtung. Diese muss in höchstem Maße flexibel sein, unterschiedliche Lernsituationen, die sich mehrmals täglich ändern können, ermöglichen und alle Lerntypen ansprechen.“ Dafür wurden fünf verschiedene Zonen geschaffen, die sich im Learning Center mehrmals wiederfinden. „Arbeitswelten werden immer mehr als Lernwelten verstanden“, weiß Magdalena Baum, Leiterin Interior Design bei Wiesner-Hager, „umso wichtiger wird es für Bildungseinrichtungen, ihre Lernwelten in Arbeitswelten umzufunktionieren.“ Ganz nach dem Motto „Für das Leben lernen wir, nicht für die Schule“ wurde im neuen JKU Learning Center besonderer Wert auf Möglichkeiten zum spontanen Informationsaustausch und die individuellen Bedürfnisse von Projekt-Gruppen gelegt.
Ökosystem für die Weiterentwicklung der Lernkultur.
Für das Konzept des Learning Centers wurden fünf verschiedene Funktionsbereiche erarbeitet: Das informelle Zusammenfinden im Eingangsbereich (Connect), das Arbeiten in Gruppen (Share), das Tutoring (Distribute), der persönliche Lernort (Collect) und das Lernlabor (Create). Alle fünf Bereiche sollen unterschiedliche Lerntypen ansprechen und vor allem die Zusammenarbeit in verschiedenen Gruppengrößen in unterschiedlichen Settings, unterstützt durch digitale Medien, ermöglichen. Um informellen Austausch (Connect) und zufällige Begegnungen zu provozieren, wurden behagliche Sitzgelegenheiten im Eingangsbereich des Learning Centers geschaffen. Außerdem lassen sich in der südwestlichen Ecke des Gebäudes diverse Sitzsäcke und Hocker von den Studierenden ganz nach Bedarf und Geschmack gruppieren.
Wir sind der Überzeugung, dass die Art und Weise wie gelernt wird, stark von der Umgebung – und damit den Räumen – beeinflusst wird
Drei Raum-in-Raum-Cubes ermöglichen Tutorings (Distribute) und Präsentationen für bis zu acht Personen. Angeregte Diskussionen und gemeinsames Erarbeiten von Lerninhalten finden hier statt, ohne Kommilitonen beim hochkonzentrierten Lernen zu stören. Auch Online-Meetings und Webinare können von hier aus abgehalten werden. Dank des Einsatzes von Glas und Stahlträgern, die sich im gesamten Raumkonzept wiederfinden, passen sich die Cubes architektonisch nahtlos an ihre Lernumgebung an. Neben diesen offen im Raum stehenden Cubes steht ein Seminarraum für bis zu 16 Personen zur Verfügung, in dem auch Präsentationen und Vorlesungen stattfinden können. Der Einsatz von mobilen yuno Stapeltischen und nooi Reihenstühlen ermöglicht es, den Raum binnen weniger Minuten in einen kleinen Veranstaltungs- oder Kreativraum umzufunktionieren.
Im Gegensatz zu diesen persönlichen Lernorten stehen die beiden räumlich aufgeteilten Lernlabore (Create). Sie lassen sich absolut flexibel an die Bedürfnisse der Studierenden anpassen. Die quadratischen Tische und die mobilen Glastafeln sind mit Rollen ausgestattet und somit ganz einfach dort platzierbar, wo die kreative Arbeit gerade stattfindet. Die Lintex Glastafeln fungieren dabei nicht nur als räumliche Abtrennung, sondern unterstützen die visualisierte Darstellung von Projekten und Lerninhalten. Auch hier kommen erhöhte Tische mit Barhockern zum Einsatz, um die Zonen räumlich abzugrenzen und kurze Meeting-Situationen im Stehen zu provozieren. Mit diesem offenen Learning-Center-Konzept positioniert sich die Johannes-Kepler-Universität Linz klar als Role Model für Lern- und Arbeitswelten im 21. Jahrhundert und hat ihr Ziel als Ökosystem für die Weiterentwicklung der Lernkultur erreicht.