Ein schneller Blick zur Uhr: Noch fünf Minuten bis zur Mittagspause. Der Stapel an Arbeit, die dringend noch erledigt werden muss, hat eine schwindelerregende Höhe erreicht. Um 13 Uhr ist bereits das nächste Meeting angesetzt. Jetzt schnell das mitgebrachte Sandwich verschlingen und nebenbei die dringendsten To-dos abarbeiten.
In einer zunehmend leistungsorientierten Gesellschaft unterliegen wir oft dem Irrtum, dass weniger Pausen gleichzeitig zu mehr Effizienz führen. Das genaue Gegenteil bestätigen Forscher der Draugiem Group aus Lettland. Sie haben Probanden untersucht, die ganztägig am Bildschirm arbeiten. Die Ergebnisse zeigten, dass jene Mitarbeiter mit mehreren adäquaten Pausen im Schnitt die meiste Arbeit bewältigen konnten. Regeneration und Zeitmanagement sind also eine unverzichtbare Notwendigkeit, um den Arbeitsalltag erfolgreich zu meistern. Grundsätzlich gilt: Beträgt die Tagesarbeitszeit mehr als sechs Stunden, ist laut Gesetz eine Ruhepause von mindestens 30 Minuten einzulegen.
Erholung und Abwechslung sind in dieser Zeit die erklärten Ziele. Sitzt man also den ganzen Tag am Schreibtisch, empfiehlt sich Bewegung – bestenfalls an der frischen Luft. Das Hauptaugenmerk sollte dennoch auf dem Mittagessen liegen. Am Arbeitsplatz zu bleiben und auf den Bildschirm zu starren ist tabu. Die Pause ist eine gute Gelegenheit, um Gespräche zu führen und zu entspannen. Eigene Pausenräume oder Outdoorbereiche wie Activity-Gärten eignen sich besonders, um Abstand zum Schreibtisch zu gewinnen. Wer mit Kollegen gemeinsam Pause macht, stärkt das Betriebsklima und trägt zur positiven Zusammenarbeit bei. Wichtig ist dabei, die Arbeit außen vor zu lassen, um wirklich abschalten zu können. Sich beim Mittagessen Kollegen anzuschließen, mit denen man im Arbeitsalltag weniger zu tun hat, unterstützt außerdem das firmeninterne Networking.
Von objektiver und subjektiver Zeit.
Sich die wohlverdiente Pause zu nehmen, erweist sich jedoch meist als nicht ganz so einfach. Grund dafür ist laut Harvard Business Manager (01/22), dass sich die sogenannte objektive Zeit nicht mit der subjektiven Zeit vereinen lässt. Die objektive Zeit umfasst das allgemeine Zeitverständnis wie Kalendertage oder Uhrzeit, während die subjektive Zeit der ganz persönlichen Wahrnehmung und dem eigenen Rhythmus entspricht. Ein praktisches Beispiel veranschaulicht die Problematik: Die Mittagspause ist für alle um Punkt 12 Uhr angesetzt (= objektive Zeit). Für das eigene Tempo und Hungergefühl würde aber eine Pause um 14 Uhr besser ins Konzept passen (= subjektive Zeit). Da aber die Pausenzeit genau vorgegeben ist, wird unter Stress und nebenbei noch arbeitend das Mittagessen verzehrt. Der Erholungsfaktor ist nicht vorhanden und die Auszeit verfehlt ihr eigentliches Ziel.
Selbstbestimmtes Zeitmanagement.
Würden wir also vermehrt nach dem eigenen Rhythmus arbeiten, könnte Überlastung vermieden und das eigene Zeitmanagement verbessert werden. Bedeutet konkret: Wer die Möglichkeit dazu hat, sollte sich seine Pausen selbst einteilen. Dieses eigenständige Zeitmanagement unterstützt die persönliche Arbeitsweise. Abhilfe bei Stress verspricht auch das bewusste Schaffen von Freiräumen. Wird der gesamte Arbeitstag durchgetaktet, bleibt kaum Zeit für Verschnaufpausen. Dabei sind gerade die „unproduktiven“ Zwischenzeiten eine Quelle für Kreativität und Innovation. Wer seine Aufgaben priorisiert, verschafft sich zusätzlichen Spielraum. Ist das Wichtigste abgearbeitet, kann man getrost eine Pause einlegen. Es wird also Zeit – Zeit sich die nötigen Pausen zu nehmen. Einbußen in Effizienz und Leistung braucht dabei keiner zu befürchten. Regeneration unterstützt das Denken und die Kreativität und vermeidet langfristig psychische und physische Folgen durch Überlastung.