Verschiedener Personen bei einer Videokonferenz. | © Shutterstock
Verschiedener Personen bei einer Videokonferenz. | © Shutterstock

Vom Schreibtisch in die Cloud. Naht das Ende des klassischen Büros?

Arbeiten wo und wann man will, oder doch lieber fester Schreibtisch im Büro? Bei diesem Thema spalten sich die Meinungen. Fest steht, dass wir uns gerade in einem rasanten digitalen Veränderungsprozess befinden. Remote-Arbeit etabliert sich immer mehr und bringt zahlreiche Freiheiten mit sich, während das klassische Büro mit sozialen und produktiven Vorteilen punktet. Die Lösung liegt, wie so oft, in der goldenen Mitte.

 

Die wachsende Bedeutung der Remote-Arbeit.

Es ist kurz vor sieben. Der Wecker klingelt. So wie jeden Tag. Wie mechanisch werden die Zähne geputzt, es wird gefrühstückt und ins Auto gestiegen. Alles ist zur Routine geworden. Der Weg zur Arbeit, aber auch der Arbeitstag selbst. Same time – same station. Wenig Abwechslung, wenig Veränderung.

Eine Situation, welche bis heute für viele Arbeitnehmer nicht ungewöhnlich ist. Der tägliche Weg ins klassische Büro hat sich über Jahre hinweg etabliert. Erst seit kurzer Zeit, besonders vorangetrieben durch die Corona-Krise, werden die gewohnten Strukturen immer mehr aufgebrochen. Remote-Arbeit heißt das Stichwort. Dabei handelt es sich um ortsunabhängiges und flexibles Arbeiten, welches keine oder nur sehr wenig Firmenpräsenz erfordert. Home-Office, mobiles und hybrides Arbeiten sind plötzlich für viele zur neuen Realität geworden. Manche glauben an einen kurzfristigen Trend, andere sehen es als zukunftsträchtige Wirklichkeit. Dass wir uns mitten in einem Change-Prozess befinden – getrieben durch die fortschreitende Digitalisierung – ist unumstritten. In welchem Ausmaß, ist von Branche zu Branche und von Unternehmen zu Unternehmen verschieden.

Gerade das  Home-Office war in der Krise ein weit verbreitetes Instrument, um Social Distancing gewährleisten zu können. So kommt immer wieder die Diskussion um eine langfristige Verlagerung der Arbeit ins Heimbüro auf. Befürworter sehen den Arbeitsalltag in den eigenen vier Wänden. Der Besuch im Büro soll nur noch zu besonderen Zwecken wie wichtigen Meetings stattfinden. Ein Einwand, welcher in diesem Fall hervorgebracht wird, ist die fehlende soziale Interaktion. Viele haben es in den Wochen und Monaten des Lockdowns bemerkt: Es fehlt der Kontakt zu Kollegen. Kritisiert wird in diesem Zusammenhang auch der eingeschränkte Gedanken- und Ideenaustausch, welcher besonders durch die physische Collaboration beflügelt wird, denn Kreativität und Innovation brauchen soziale Reibung.

Remote-Arbeit ist nicht gleich Home-Office.

Werden wir nach der Krise also doch wieder täglich ins Büro pilgern? Nein, sagen Befürworter von hybridem und mobilem Arbeiten. Viele von ihnen sehen den Arbeitsalltag weder im Home-Office noch im klassischen Büro. Sie wollen selbst entscheiden, wann und vor allem wo sie arbeiten. Gerade die Generation Z drängt immer mehr in Richtung freies und ortsunabhängiges Arbeiten. Im Trend liegt beispielsweise, das Büro in einer Urlaubsdestination aufzuschlagen. Workation nennt sich dieses neue Modell. Der Name setzt sich aus Work und Vacation, also Arbeit und Urlaub, zusammen. Es wird dort gearbeitet, wo andere Urlaub machen. In unseren Breitengraden stehen zum Beispiel Destinationen wie Dubai, Kapstadt, Mallorca oder Griechenland ganz oben auf der Liste beliebter Workation-Ziele, vor allem wegen der verhältnismäßig geringen Zeitverschiebung. Für ein erholsames Workation-Erlebnis muss man jedoch nicht zwingend in die Ferne schweifen. Schon der nahegelegene See oder ein Aufenthalt in den Bergen sorgt für Tapetenwechsel im Arbeitsalltag. Das Workation-Modell ist besonders für digitale Nomaden eine attraktive Lösung, die jedoch viel Planung und Disziplin erfordert. Sonne, Strand und Meer locken vom Schreibtisch weg. Auch die Kosten für Unterkunft und Work Space sind, gerade auf Dauer, nicht zu unterschätzen. Wählt man fernere Destinationen wie zum Beispiel Bali, das derzeit wohl populärste Workation-Ziel, könnte auch die bereits genannte Zeitverschiebung zum echten Problem werden.

Der wichtigste Grund, warum viele Arbeitnehmer für Remote-Arbeit plädieren, sind die oft langen und staureichen Fahrten ins Büro. Wer trotzdem Kollegen treffen will und einen ruhigen Ort zum Arbeiten sucht, findet die Lösung in sogenannten Satellitenbüros oder Coworking Spaces. Dabei handelt es sich um voll ausgestattete Offices, die als Ergänzung zur Zentrale eines Unternehmens dienen. Sie liegen außerhalb der städtischen Hotspots, wodurch die Fahrt durch Stadtverkehr und Co. vermieden werden kann. Weiterer Vorteil: Die Arbeitsausstattung wie gutes Internet oder ergonomische Bürostühle sind, ähnlich wie im Headquarter, vorhanden.

Die neue Interpretation des Büros.

Bei all den verlockenden Vorteilen der Remote-Arbeit ist eines klar: Gute Collaboration ist besonders essenziell für den Unternehmenserfolg. Gerade im kreativen Bereich, wo es um Ideenfindung und Innovation geht, kommt der Zusammenarbeit eine besondere Bedeutung zu – und damit auch dem Büro als Ort der Begegnung. Neue Raumtypen sorgen dafür, dass Arbeiten auch abseits des klassischen Schreibtisches ermöglicht wird. Offene, aber kleinstrukturierte Coworking Units sind für Team- und Projektarbeit, sowie die kreative Ideenentwicklung bestens geeignet. Die gestalterischen Umsetzungsmöglichkeiten sind dabei unglaublich vielfältig: Kreativräume, Bibliotheken, Working Cafés, Kommunikationsinseln, Teambüros, Lobbys oder Activity-Gärten sind nur einige Raumbeispiele, die Zusammenarbeit fördern. Auch externe Projektteilnehmer und Freelancer können hier eingebunden werden. Einen Gegenpol dazu bilden Silent Spaces als Rückzugsräume für konzentriertes Arbeiten. Klassische Kommunikationsräume werden für Hybrid-Meetings upgedatet. Dadurch können virtuelle Gesprächspartner mittels moderner Conferencing-Technik in Besprechungen eingebunden werden. Durch diese neuen Raumtypologien wird auch das sogenannte Activity-Based Working möglich. Das Bestreben dabei ist, je nach Arbeitsaufgabe ein unterstützendes Ambiente durch verschiedene Raumformen und ansprechendes Interior zu schaffen.

Für die Konzeption des Büros wird es auch in Zukunft keine pauschalen Lösungen geben. Es ist immer eine Frage der Unternehmenskultur, der Workflows und der Unternehmensziele, ob und wie neue Arbeitsmodelle eingesetzt werden. Zu guter Letzt ist es auch eine Frage der persönlichen Einstellung. Denn für den einen sind das getimte Weckerläuten und die tägliche Fahrt zur Arbeit eine liebgewonnene Routine, die dem eigenen Leben Struktur und Ordnung verleiht, während andere sich nichts Schlimmeres vorstellen können als das tägliche Abspulen des immer gleichen Alltages.

 

Autor: Helena Pumberger, Wiesner-Hager Content-Redaktion

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