Die Nase sagt: Drehstuhl, Teppichfliesen, Kopierpapier. Das Auge sagt: Klatschmohnwiese, Frühjahrsblüte, Almlandschaft. Stimmung zu erzeugen ist oft eine Gratwanderung zwischen Sein und Schein und folgt bei einer abwechslungsreichen Aufmachung einem wichtigen Trend der Officegestaltung.
Ein Büro ist nicht nur eine Arbeitszelle für Angestellte, sondern auch ein Lebensraum, in dem man viele Stunden pro Tag verbringt und der daher entsprechend attraktiv gestaltet sein muss. Der Arbeitsplatz soll und muss ein Platz sein, an dem man sich wohlfühlt und an dem man ohne Stress und Druck agieren kann. Dazu gehört die unmittelbare Gestaltung der Arbeitsumgebung, was Licht, Farbe, Materialien und Ergonomie betrifft, aber auch eine entsprechende Ausstattung des Büros, die darüber hinausgeht. Idealerweise zählen dazu auch Fahrradräume, Duschen, Fitness- und Powernapping-Räume sowie Zonen für individuelle Erholung zwischendurch. Manchmal kann es schon reichen, einen Korb mit frischem Obst und Gemüse ins Büro zu stellen oder ein paar Minuten Power-Training in der Gruppe anzubieten – das mentale Wohlbefinden ist vom körperlichen niemals zu trennen. Mitarbeiter sollen psychisch und physisch eine gewisse Wertschätzung erfahren – das Geld am Monatsende ist schließlich nicht die einzige Honorierung, auf die wir Menschen im Berufsverhältnis angewiesen sind.
Es gibt bereits eine ganze Reihe von Unternehmen, die Architektur und Arbeitsplatzgestaltung sehr bewusst einsetzen, um sich als attraktiver Arbeitgeber klar zu positionieren. Ein solches Büro ist beispielsweise das neue Headquarter der Österreich Werbung im „Haus an der Wien“. Die Möbel sind hell und unaufregend ansprechend, am Boden liegt hochfloriger, triefend roter Teppich wie anno dazumal in Kaiserin Sissis Schlafgemach. Und das ganz bewusst: Der Boden ist eine wertvolle Fläche, die im großen Umfang Licht reflektiert und auf diese Weise den gesamten Raum in kalte, warme oder neutrale Farbe taucht. Damit kann auf einfache Weise Atmosphäre geschaffen werden.
Die Psychologie der Farben.
Farbe hat enorme Auswirkungen auf unsere Psyche und sollte daher in der Office-Architektur viel stärker eingesetzt werden. Manche Farben und Materialien wirken beruhigend, manche aufheiternd, andere wiederum aufreizend oder anspornend. Auf diese Weise kann man mit geringen Investitionen und entsprechend guter Konzeption auf den konkreten, spezifischen Bedarf im Büro eingehen.
Dass sich Farbe nicht nur auf das Wohlbefinden des Mitarbeiters, sondern auch auf dessen Produktivität und Arbeitseffizienz auswirkt, beweist eine 1996 durchgeführte Studie an der University of Texas in Austin. Das Ergebnis nach vier vollen Arbeitstagen: Die Arbeitsleistung in den farbig gestalteten Räumen war um bis zu sechs Prozent höher als in einem vergleichbaren weißen Zimmer. Am schlechtesten abgeschnitten haben übrigens Grau und Beige.
Farbbeispiele in der Office-Architektur.
In meinen Projekten achte ich immer darauf, eine ausgeglichene Spannung zu erzeugen, die – je nach Funktion des Raumes – Konzentration oder Kommunikation unterstützt. Einige Farbbeispiele dazu:
- Blau- und Aqua-Töne fördern die Konzentration und wirken beruhigend, z. B. als kühler Ausgleich in belebten Büroräumen.
- Gelb und Orange wirken anregend und fördern die Kreativität. Idealerweise werden sie in Kommunikationsbereichen eingesetzt.
- Braun eignet sich mit seiner erdhaften Wirkung vor allem für den Einsatz am Boden. Braun gibt Standfestigkeit, trägt die Menschen.
Damit Farben ihre Wirkung wohltuend entfalten können, müssen Farbe und Fläche in das richtige Verhältnis gebracht werden. Während in dauerbesetzen Räumen Farben nur als Akzente eingesetzt werden sollten, kann man in Kommunikations- oder Regenerationsbereichen deutlich tiefer in den Farbtopf greifen.
Foto: ©paul ott photografiert // Bürohaus: "Frog Queen", Graz (AT) // Architekturbüro: Splitterwerk
Autor: Wiesner-Hager Content-Redaktion