Gut funktionierende New-Work-Büros bestehen nicht aus einer (zufälligen) Ansammlung von kreativen Raumformen und einer Instagram-tauglichen Lobby, sondern aus strukturierten Bürolayouts, die ein optimales Arbeitsumfeld schaffen.
Die neue Bedeutung des Büroraumes.
Aktuelle Trends zu mehr Home-Office und Remote-Work – befeuert durch Digitalisierung und KI – verändern die Bedeutung des Büros erheblich: Laut dem Wiener Institut L&R Sozialforschung arbeiten mittlerweile rund 25 Prozent der Arbeitnehmer zumindest teilweise remote im Home-Office. In den USA ist diese Quote deutlich höher und liegt bei ca. einem Drittel. Es geht künftig also vermehrt darum, wie Arbeitgeber es schaffen, den drohenden Verlust an Unternehmens-Identität zu vermeiden und die entstandene Leere in den Büros wieder zu füllen.
Arbeitsmöglichkeiten schaffen.
Aufgrund von Flächeneffizienz und Einsparungserfordernissen führt die höhere Home-Office-Quote naturgemäß zu einer Flächenverdichtung in den Büros. Gemeinsam genutzte Arbeitsbereiche (Shared Spaces) nehmen zu, fix zugeordnete Arbeitsplätze werden vermehrt in Frage gestellt und durch flexible Arbeitsmöglichkeiten ersetzt oder ergänzt, die für jede Tätigkeit den besten Arbeitsort zur Verfügung stellen. Leider entsteht dabei in der Praxis häufig ein wilder Mix aus unterschiedlichen Raumformen – ohne Rücksicht auf Unternehmenskultur, Produktivität, Akustik und ergonomische Voraussetzungen. Hauptsache hip.
Dem Büro Struktur geben.
Wenn man kreativen und kollaborativen Bereichen im Bürogebäude mehr Bedeutung schenken möchte – und das sollte man unbedingt, weil dies die Hauptthemen zukünftiger Büros sein werden – dann braucht es eine klare räumliche Struktur. Gefragt sind Planungskonzepte und Bürolayouts mit sinnvoll abgegrenzten Zonen: Das betrifft einerseits die beruhigten Bereiche (Homebase) für das fokussierte Arbeiten, Teambesprechungen und Videokonferenzen. Andererseits die öffentlichen Zonen (HUB-Bereiche) für die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit, die kreative Projektarbeit und den sozialen Austausch.
Eine räumliche Vermischung der ruhigeren Homebase mit tendenziell belebteren HUB-Bereichen sollte man auf alle Fälle vermeiden, weil ansonsten Störungen unvermeidlich sind. Struktur geben bedeutet, diese beiden übergeordneten Zonen im Rahmen der baulichen Möglichkeiten planerisch zu dezentralisieren.
In der Homebase sorgen kurze Wege für die schnelle Erreichbarkeit der relevanten Infrastruktur wie Technik-Insel, Kaffee-Küche oder Sanitärräume. Auch in offen organisierten Teambüros (Open Units) sollte man störungsfrei arbeiten können – mit wenig Schnickschnack und wenig Ablenkung. Für vertrauliche Gespräche stehen akustisch abgeschirmte Rückzugsmöglichkeiten zur Verfügung. Im Gegensatz dazu erlauben die öffentlichen HUBBereiche viele organisatorische und gestalterische Freiräume – mit dem Ziel, Zusammenarbeit und kreativen Austausch zu fördern. Abteilungsübergreifende Raumtypen wie Coworking Landscapes, Creative Spaces oder Corporate Campus schaffen neue Arbeits- und Kommunikationsmöglichkeiten. Sie sind der Nährboden zur Stärkung der Unternehmensidentität und Innovationskraft. Tendenziell verkleinern sich zukünftig die Homebase-Bereiche, weil es durch den gestiegenen Home-Office-Anteil zu einer zunehmenden Flächenverdichtung im direkten Arbeitsumfeld kommt. Im Gegensatz dazu kommt den HUB-Bereichen eine größere Bedeutung zu – diese Flächen werden erweitert.
Attraktive New-Work-Büros stärken Innovationskraft und Mitarbeiterbindung.
Das Spannungsfeld zwischen Büropräsenz und Home- Office lässt sich durch eine ausgeprägte Attraktivierung und bedarfsorientierte Planung der Büros viel besser in Einklang bringen. Die richtige Strukturierung der Bürolandschaften steigert nicht nur die Innovationskraft von Unternehmen, sondern sie ist nicht zuletzt ein Hebel gegen den Fachkräftemangel. Die Stärkung der Mitarbeiterbindung und damit die Reduzierung des Recruiting-Drucks erscheint als wirksame Gegenstrategie. Intelligent konzipierte Büros, die den Ansprüchen an flexibles und agiles Arbeiten gerecht werden, tragen enorm viel dazu bei.
Autor: Franz Gurtner, Wiesner-Hager Content-Redaktion