Die Managementliteratur strotzt vor Titeln, die sich mit der lernenden Organisation auseinandersetzen. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, wie sich Organisationen entwickeln müssen, damit ihnen die Fähigkeit zu lernen zugeschrieben werden kann. Ein Aspekt kommt dabei häufig zu kurz: Das räumliche Umfeld und seine unterschätzte Bedeutung, die Lernfähigkeit zu unterstützen. Der Corporate Campus ist ein neues innenarchitektonisches Gestaltungskonzept, welches die kreative Collaboration – und damit das voneinander Lernen – fördert.
Während in Zukunft Routineaufgaben mehr und mehr automatisiert werden, kommt den kreativen Prozessen eine viel stärkere Bedeutung zu. Im Zentrum steht dabei die Innovationskraft lernender Organisationen, die agile Strukturen aufweisen und sich ständig in Bewegung befinden. Dazu braucht es auch unkonventionellere Begegnungsorte abseits des klassischen Schreibtisches. Ins Spiel kommen dabei Bereiche und Raumzonen im Bürogebäude, die bisher kaum beachtet wurden: unterbelichtete Mittel- oder Randzonen, Treppenhäuser, Eingangsbereiche oder Crossways.
Eine kreative Form, Mittelzonen zu gestalten, ist der Corporate Campus. Gestalterisch entstehen hier Assoziationen zu einem Universitäts-Campus: Orte, die Lernen, Arbeit, Privatsphäre und Öffentlichkeit in sich vereinen. Ganz im Uni-Stil werden ungenutzte Raumzonen zu Orten der kreativen Collaboration, aber auch der entspannten Kommunikation, umfunktioniert. Das Campus- Flair nimmt diesen Begegnungsorten den manchmal hemmenden Charakter formeller Besprechungs- und Konferenzräume. Der Campus wird so zu einem zentralen Treffpunkt – vom informellen Zweiergespräch bis zur vollwertigen Eventlocation. Gestalterisch ist erlaubt, was gefällt: Besonders beliebt sind treppenartige Aufbauten, die zum Verweilen einladen, aber auch ideal für Präsentationen, Vorträge oder Briefings genutzt werden können. Polstermöbel, Lounge-Sessel, Cafeteria-Stühle, Bistro-Tische, Sofas – die Liste an Möglichkeiten, in ungezwungener Atmosphäre zu verweilen, ist lang. Die gestalterische Freiheit ist dabei kein Selbstzweck. Sie dient dem Perspektivenwechsel abseits des Schreibtischdenkens und soll Kreativität und Innovation anstoßen. Wer eine Abwechslung zum Schreibtischarbeitsplatz sucht, findet im Campus Platz, sich für die Arbeit zwischendurch zurückzuziehen. Natürlich eignet sich der Campus auch zur aktiven Pausengestaltung und für die soziale Interaktion. Je nach Lage wird er sowohl zum zufälligen Treffpunkt als auch zum Ort für Kaffeepause und Co. Charakteristisch ist daher die Lebendigkeit dieser Mittelzone.
In der Praxis haben Arbeitgeber aber häufig noch Angst vor zu viel Gemütlichkeit, räumlicher Freiheit und zu wenig Effizienz. Studien über Activity Based Working belegen jedoch das Gegenteil: Attraktiv gestaltete Begegnungszonen sind ein Gewinn für alle. Innovationskraft und Kreativität profitieren, wenn Mitarbeiter viele gute Gelegenheiten für spontane Begegnungen und Gespräche haben. Gut gestaltete Crossways und Meetingpoints können erfolgversprechender sein als so manch aufwändige Teambuilding- Maßnahme. Wichtig ist aber, dass die jeweilige Gestaltung zur Unternehmensphilosophie passt. Der Corporate Campus wird so zu einem zentralen Bestandteil moderner Büros, denn hier kann sich Neues Arbeiten so richtig entfalten.
Autor: Franz Gurtner, Wiesner-Hager Content-Redaktion