Den Farbton Viva Magenta hat das Pantone Farbinstitut zur Farbe des Jahres 2023 gekürt. Das kräftige Rot mit einem Schuss Magenta ist besonders aufmerksamkeitsstark und wirft die Frage über die Integration von (Trend-)Farben in die Office-Gestaltung auf.
Ing. Yvonne Meindl-Cavar ist Gründerin und Geschäftsführerin des Ingenieurbüros für Innenarchitektur und Interior Design Schönstil in Wien. Sie designt unter anderem Arbeitswelten und bedient sich hierbei gerne verschiedener Farben. Daher weiß sie genau: „Mit Farben lassen sich gezielt Stimmungswelten erzeugen, die je nach Bedarf beruhigen oder anregen. Voraussetzung dafür ist, dass man sich mit der Wirkung der unterschiedlichen Farben auseinandersetzt. “Blau und Grün zum Beispiel entspannen und beruhigen, Schwarz wirkt im richtigen Maß vornehm, kann aber bei zu großzügiger Verwendung schwer und negativ anmuten. Gelb erzeugt ein optimistisches und anregendes Klima, während größere Flächen in Rot Aggressivität suggerieren. Gekonnt eingesetzte rote Farbtupfer können jedoch wiederum die Aktivität steigern. Weiß als Nicht-Farbe lenkt den Fokus und die Konzentration auf die eigentliche Tätigkeit, sollte aber nicht zu großflächig eingesetzt werden, weil Weiß schnell steril und ungemütlich wirkt.
Übertragen auf die Bürogestaltung heißt das konkret, dass nicht nur die Wirkung der einzelnen Farben ausschlaggebend ist, sondern auch die Kombination und die Dosierung. Arbeitet man beispielsweise ganztägig am Bildschirm, sollte die Farbe der Schreibtischplatte hell sein, damit der Kontrast zum Bildschirm für die Augen nicht zu anstrengend wird. Im erweiterten Büroumfeld ist vor allem die richtige Mischung der Farben wichtig. Am besten beschränkt man sich auf drei bis vier Farbtöne, die in unterschiedlichen Anteilen eingesetzt werden. „Ich nutze Farben, um Abgrenzungen zu schaffen – beispielsweise zwischen Kommunikationszonen und Arbeitsbereichen, und um die Corporate Identity des Unternehmens im Sinne eines stimmigen Gesamtkonzepts im Design aufzugreifen. Dabei setze ich meist auf gedeckte Farben, derer man nicht so schnell überdrüssig wird“, erklärt Meindl-Cavar.
Trendy! Aber auch sinnvoll?
So weit ist die Farbenlehre klar. Doch kommen wir zurück zur diesjährigen Trendfarbe Viva Magenta. Sie führt uns zur Frage, ob es Sinn macht, die Bürogestaltung auf (kurzfristige) Trends abzustimmen. Wie integriert man Trendfarben, ohne sich ständig neu an die Mode anpassen zu müssen? „Ich empfinde alle Farben als zeitlos, die sich in gedämpfter Form und in großen Mengen in der Natur wiederfinden. Etwa gewisse Blautöne, Grün, Beige oder Braun. Diese Farben kommen nie aus der Mode und man sieht sich daran nicht so schnell satt. Deswegen würde ich auch davon abraten, Trendfarben blindlings zu übernehmen. Farben sollten immer einen Bezug zum Unternehmen haben oder bewusst dafür genutzt werden, ein gewisses Bild zu kreieren. Grundsätzlich sollte man jedoch die Angst vor Farbe verlieren. Eine Wand lässt sich meist schnell und mit wenig Aufwand neu streichen. Dieser steht nicht in Relation zu den enormen Effekten, die man mit Farbe erzielen kann“, betont die Interior Designerin.
Viva Magenta ist besonders kräftig und intensiv. Die Scheu vor auffälligen Farben ist gerade im Büroumfeld groß. „Grundsätzlich gibt es keine Farbe, die zu intensiv ist. Es geht vielmehr darum, wie sie eingesetzt wird. Schließlich soll die Farbgestaltung von einer Vielzahl von Menschen als angenehm wahrgenommen werden. Erst dann fühlt man sich auch wohl, und darauf kommt es schließlich an. Lebt das Corporate Design des Unternehmens von einer kräftigen Farbe, kann man diese subtil mit Farbakzenten in das Design einfließen lassen. Wer viele Wände streichen möchte, sollte dann eher auf eine gedecktere Version der Farbe zurückgreifen, um nicht in die Überstimulation zu geraten“, beschreibt Meindl-Cavar abschließend die Erfahrungen aus ihrer täglichen Arbeit.
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Autor: Helena Pumberger (Wiesner-Hager Content-Redaktion) im Interview mit Yvonne Meindl-Cavar (Schönstil)